Drei Tage lang feierten neuapostolische Gläubige aus aller Welt in München ihren 1.
Internationalen Kirchentag. Drei Tage, angefüllt mit Singen, Lachen, Scherzen,
aber auch Reden, Innehalten und Beten. Drei Tage lang haben wir gebloggt „was
das Zeug hält“. Wichtiges, Unwichtiges, Schönes, Interessantes – eben alles,
wovon wir glaubten, dass es den Daheimgebliebenen einen Einblick gewähren
würde. Dies nun ist der Versuch eines persönlichen Resümees.
In meiner Jugendgruppe gab es ein geflügeltes Wort. Dort
hieß es, „Ein Jugendausflug ohne Sonnenbrand ist kein richtiger Jugendausflug“.
Was medizinisch etwas risikobehaftet daher kommt und üblicher Weise mit
Sonnencreme auch zu vermeiden ist hat es angesichts des überwiegend schönen
Wetters bei derartigen Veranstaltungen eben doch in den humorigen Sprachschatz
der jungen Leute geschafft.
Diese Wertung zugrunde legend war der 1. Internationale
Kirchentag auf jeden Fall ein „richtiger“ IKT. Das Wetter hat es nicht nur „gut
gemeint“, sondern beinahe zu gut gemacht. Heiße Luft aus der Sahara soll es
gewesen sein, die drei Tage lang brütend heiß über München hing. Die dazu
führte, dass der Gottesdienst – sonst eher afrikaüblich – ohne Jacketts stattfand,
dass Gottesdienstteilnehmer trotz Mützen den orangenen IKT-Schal zum
Sonnensegel umfunktionierten. Ich habe mich gefragt, wie ambivalent das wohl in
meiner durch dicke Mauern geschützten Heimatgemeinde gewirkt haben mag. Aber
was soll man sagen, es war eben ein „richtiger“ IKT.
Schauen wir einen Moment zu den Workshops: Vom Umgang mit
Konflikten in Gemeinde oder Familien über Sucht bis hin zu psychischen
Störungen reichte das Feld. Besetzt oft mit hochkarätigen Fachleuten.
Wohlfühlkirche setzte eben doch die eine oder andere Auseinandersetzung voraus,
fernab freundlichen Begrüßens in der heimatlichen Gemeinde. Oder die Vorträge auf den unterschiedlichen
Bühnen. Oft genug musste man die Entscheidung treffen, welche man auslassen müsste.
Oder die Großveranstaltungen im Stadion: Wahre Feiern sowohl für die, die Ruhe
und besinnliches suchten, als auch für „EJT-Veteranen“, die endlich mal wieder
ein richtiges Stadiongefühl mit La-Ola-Wellen und Stadiongesängen bekamen. Oder
die Podiumsdiskussionen mit Konfessionskundlern wie Prof. Dr. Helmut Obst, der
unter anderem bekundete, dass er sein Grundsatzwerk zur Neuapostolischen Kirche
nicht wieder mit dem Zusatz „…die exklusive Endzeitsekte?“ versehen würde. Oder
die verschieden Chöre, die die Besucher schon auf ihrer Morgenrunde
begeisterten, ja geradezu an ihre Bühne fesselten.
Doch genug Weihrauch: Fakt ist, es war der erste Kirchentag.
Und der zweite wird es schwer haben, nicht in seinem Schatten stehen zu müssen.
Es ist eben etwas besonderes, mit so vielen anderen Menschen, denen man einen
gleichen oder mindestens ähnlichen Glauben unterstellen kann und muss, drei
Tage intensiv beinander zu sein. Das fängt in den öffentlichen Verkehrsmitteln
an. Wohl nur ganz selten grüßen sich so viele Menschen morgens zu Zeiten, in
denen man üblicher Weise aus seiner Komfortzone des häuslichen Umfelds ins Büro
oder an die Arbeitsstelle fährt. Und wohl noch seltener kommt man mit wild
fremden Menschen zu dieser Zeit ins Gespräch.
Wer mich nach einem Satz fragt, der mich berührt hat,
bekommt zwei genannt. Sie sind mein Resümee, ja das Vermächtnis des IKT für
mich: Prof. Dr. Helmut Obst sagte im Podiumsgespräch zum Thema christliche
Ökumene „Lernen sie in ihrer Kirche mit den unterschiedlichen Flügeln zu leben“.
Er meinte damit unterschiedliche Meinungen, die auch in kirchlichen Kreisen -
und ich füge für mich hinzu: Außerhalb des Evangeliums – vorkommen und nicht
uniform sein müssen. Und der zweite kommt von Stammapostel Jean-Luc Schneider.
Im Gottesdienst sagte er mit Blick auf die Vergebung der Sünden, man müsse
nicht eine Stunde über die Sünde predigen. „Die Frage ist: Hast du genug geliebt?“
Und gab auch gleich den Vergleichswert an: „Die Referenz ist Jesus Christus,
der sein Leben für dich gab – ganz ohne Gegenleistung“.
Ein Resümee beinhaltet meist auch einen Wunsch. Und so
wünsche ich mir, dass die Erinnerungen an den Kirchentag – vielleicht auch mit
Hilfe dieses Blogs - lange lebendig bleiben und das die Besucher des
Kirchentags es verstehen, die getankte Energie in ihren eigenen Gemeinden in
einen Vortrieb umzusetzen ganz in dem Sinn des Kirchentages: „Das Reich Gottes
ist mitten unter euch“.
Ganz toll geschrieben, vielen Dank !
AntwortenLöschenWir bekamen sooo viel Segen! Die Emotionen und Eindrücke - halten wir sie nicht nur fest sondern teilen sie so oft wir können, damit andere auch davon abbekommen!
Ich nutze jetzt einfach einmal stellvertretend dieses Posting hier für meinen Kommentar und bitte darum, dass sich alle Blogger dieser Seite angesprochen fühlen mögen: GANZ GANZ GROßE KLASSE! Habt vielen Dank für eure vielfältigen, nachdenklichen, augenzwinkernden Eindrücke von diesen drei Tagen, die uns alle so begeistert haben!
AntwortenLöschenFreude soll ja bekanntlich lebensverlängernd wirken, in unserem Fall vermutlich ultimativ: Wenn das, was auf dem IKT zu erleben war, auch nur ein prozentualer Bruchteil der Ewigkeit war, freue ich mich jetzt bereits darauf, diese gemeinsame Zeit mit euch allen zu erleben!
So und jetzt geht es daran, die Eindrücke weiterzugeben (leider konnten ja nicht alle Gemeindemitglieder teilnehmen), die gehörten Impulse umzusetzen und vor allem den Kontakt zu "unserem Schuhkarton" aufzunehmen :-) Mal gespannt, was das so für "blau-orangene" Leute sind? :-)